Eine Bundesstraße ist keine Lebensader

Eine Bundesstraße ist keine Lebensader

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Der IHK-Präsident Christian O. Erbe zählt 180.000 Pendler auf dem Weg zur Arbeit. Er nennt die B27 eine „Lebensader“ und notwendig für die „wirtschaftliche Prosperität“.  (Schwäbisches Tagblatt vom 22.9.2020)

Ein erstarrter Teerfluss, auf dem Tag und Nacht Gestank, Lärm und Dreck in blühende Landschaften gepustet wird, ist keine Lebensader, er macht nicht frei, er ist ein Weg in die Verwelkung. Die Pendler sind nicht auf dem Weg in wirtschaftliche Prosperität sondern sind geknechtet und eingezwängt zwischen Lärmschutzwänden, über die ihnen immer kürzer der Blick auf das um sie herum verblühende Leben gewährt wird.

Unsere Straßen werden so lange ausgebaut, bis die maximale Unzufriedenheit aller Betroffenen erreicht ist.

Die am weitesten von der Metropole entfernten Balinger werden gezwungen sein, Arbeitsplätze in Entfernungen anzunehmen, die sie ohne solche Schnellstraßen niemals angenommen hätten. Die Metropolen werden für die weiter wachsende Blechlawine aus der Peripherie Parkhochhäuser bereithalten müssen und stöhnen über zunehmenden Dreck und Gestank. Die Streckenanwohner dazwischen schauen auf Lärmschutzwände und Brücken. Die Stuttgarter, die sich am Wochenende in unberührten Landschaften erholen wollen, werden feststellen, dass die Ränder nicht mehr leer sind und knallen auf der früher unberührten Alblandschaft plötzlich auf Menschen aus anderen Metropolen, die ebenfalls auf der Flucht aus ihrer Hauptstadt in kürzester Zeit problemlos auf gut ausgebauten Straßen lange Strecken zurücklegen können.