Höhere Geschwindigkeit aber nicht schneller am Ziel – Der B27-Ausbau geht weiter

Höhere Geschwindigkeit aber nicht schneller am Ziel

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Der B27-Ausbau im Steinlachtal geht weiter

Höhere Geschwindigkeit aber nicht schneller am Ziel – Der B27-Ausbau geht weiter

B27-Planung an Bad-Sebastiansweiler vorbei

Gelbbauchunke, Dicke Trespe, Feldlerche, Zauneidechse, Halsbandschnäpper, Klappergrasmücke, Haselmaus, Wanstschnecke. Heimat- und Naturkunde fand früher in der Schule statt. Heute erhalten wir eine Fortbildung über das Leben in unserer Nachbarschaft erst, wenn sie bedroht wird. In diesem Fall von den Planern der B27 selbst. Die geplanten Schutz- und Ausgleichsmaßnahmen sind beeindruckend.

Und doch sind sie alle völlig unnötig. Damit in zehn Jahren 35.000 Fahrzeuge täglich auf einer deutlich längeren Umfahrungsstrecke (6,9 km) mit hoher Geschwindigkeit von Bodelshausen auf der neuen B27 entlangrasen können, um dann doch nicht schneller in Dußlingen oder im Stau vor Tübingen zu stehen, wird dieser Wahnsinn wohl kommen.
Flüsterasphalt, Straßentieferlegung und Lärmdämmung erscheinen perfekt. Zur Schadstoffbelastung gibt es noch keine konkreten Aussagen.
Die Systemfrage stellt keiner bei der Infoveranstaltung im Mössinger Rathaus.

Schneller ginge es nur durch einen Tunnel durch Ofterdingen. Das bringt aber auch erst dann was, wenn in Tübingen der Schindhautunnel fertig ist. Und so fort.
Jede Straße, jeder neue Bahnkilometer, jedes geplante Flugtaxi entspannt die Verkehrslage nicht. Sie schafft lediglich neue Optionen, die genutzt werden.
Ob die Fridays for Future Proteste der jungen Generation die Planungsideen von Gestern hinwegfegen können und sich die Ablehnung durch führende Politiker wie AKK und Scheuer als Eigentor erweist? Ich hoffe es von ganzem Herzen.

2 Kommentare

  1. Lieber Johannes Bucka,
    danke für Ihren Beitrag.
    Sie schreiben von 35.000 Autos die „entlangrasen“ werden. Eventuell kommt Ihnen der Gedanke, dass in diesen Autos Familien-Mütter und Väter sitzen, die ganz gerne heil und unversehrt ans Ziel kommen wollen und sich deshalb – zumindest überwiegend – nicht dem Risiko des Rasens aussetzen werden ?
    Des Weiteren bezeichnen Sie die neue Straße als „Wahnsinn“. Auch hierfür sei angeregt, sich einmal in die Menschen hinein zu versetzen, die sich jeden Tag durch die Staus auf der B 27 hindurchquälen müssen.
    Für diese 6,9 km geben wir alle als Gesellschaft, 80 Mio. € aus. Das ist viel Geld, womit u.a. Lärmschutzwände, Umweltausgleichsmaßnahmen und vieles anderen finanziert wird was diese neue Infrastrukturmaßnahme Anwohner- und Naturverträglich macht.
    Meine Bitte: Denken Sie bei Ihrem Vorwurf der „Planungsideen von Gestern“ an die Menschen, die heute betroffen sind und denen heute geholfen werden kann, Anwohner ebenso wie Pendler.
    Schöne Grüße
    Albert Sauter, Balingen

    1. Lieber Albert Sauter,
      vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich bin über 14 Jahre nach Stuttgart gependelt. Mit Staus kenne ich mich aus. Wenn die Umgehungsstraße tatsächlich dazu führen würde, dass die Staus verschwinden, könnte man ja drüber diskutieren. Nur leider tut sie das nicht. Die geplante Umgehungsstraße um Ofterdingen herum führt nur dann zu einem schnellen Vorankommen, wenn man schneller fährt. Mindestens 100 km/h sollten es schon sein. Im Vergleich zu den 50km/h, die man jetzt theoretisch fahren dürfte, ist das doppelt so schnell. Gut, rasen ist was anderes. Aber das schnellere Fahren ist auch die Mindestvoraussetzung, um in der gleichen Zeit ans Ziel zu kommen, denn die neue Strecke zwischen den beiden Punkten, die die alte verbindet, ist etwas mehr als eineinhalbmal so lang. Man fährt mit wesentlich höherer Geschwindigkeit und hat dennoch keinen Zeitgewinn. Den hätte man in der Tat erst, wenn man rast. Zum Glück, könnte man fast sagen, ist es so, dass man trotz höherer Geschwindigkeit nicht schneller von A nach B kommt, denn käme man schneller ans Ziel, stünde man spätestens vor Tübingen wieder im Stau. So wird aber alles bleiben, wie es ist.
      Eine Strecke, die viel länger ist und auf der man daher mit viel höherer Geschwindigkeit fahren muss, um denselben geographischen Abstand zu überwinden, kann doch mit Fug und Rech als „Wahnsinn“ bezeichnet werden.
      Weitere Nachteile wie Lärmbelästigung, Luftverschmutzung und Zerstörung einer Naturlandschaft, in der dann keiner mehr spazieren gehen will, kommen ja noch dazu.
      Wenn Sie jetzt sagen, irgendwann kommt ja auch die Vierspurigkeit durch Tübigen, dann stehen Sie halt garantiert auf den Fildern im Stau.

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