Vom Rollfeld übers Geröll durch Wald und Wiese von Ofterdingen nach Gomaringen

Vom Rollfeld übers Geröll durch Wald und Wiese von Ofterdingen nach Gomaringen

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Er hat auch Sonnenseiten, der neue Fahrradweg zwischen Ofterdingen und Gomaringen


Aufbruch ins Ungewisse

In den Zeitungen kurz nach der Eröffnung versammeln sich stürzende Radler und fluchende Leserbriefschreiber. Der neue Radweg zwischen Ofterd- und Dettingen wartet täglich auf neue Testfahrer. Da will ich mithalten.

50 DM, nach heutiger Rechnung 25 Euro, für diesen Preis, war das 28 Zoll Herkulesrad mit normaler Bereifung (28 x 1 1/4 x 1 3/4) vor Jahren auf dem Warentauschtag zu haben. Heute werde ich dieses Fahrzeug und hoffentlich nicht mein Leben aufs Spiel setzen. Der Erste Hilfe Kasten bleibt im Hausflur vergessen, bei den urlaubenden Nachbarn kann ich mir heute leider keinen Fahrradhelm borgen.

Start auf dem Rollfeld

 

Mit Leuchtfeuer könnte der Beginn des Fahrradweges erfolgreich als Start- und Landebahn für fliegende Miniuntertassen genutzt werden. Am Ende von Ofterdingen beginnt der Fahrradweg als Rollpiste; die hätte MacAdams nicht mal in seinen kühnsten Träumen so perfekt erfinden können. Den Kampf gegen die Natur haben die Streckenmacher hier ganz eindeutig gewonnen. Die schmalsten Fahrradreifen haben hier eine echte Überlebenschance. Schnecken, Regenwürmer und andere Kriech- und Krabbeltiere sehen das wahrscheinlich nicht so.

Das Geld ist förmlich zu riechen, das hier verbuddelt wurde. Der Weg erzeugt eine absurde Vorstellung über den weiteren Verlauf.

Waldchallenge…

Mit der Kamera in einer Hand ist es mir gelungen ohne zu stürzen die gefährliche Schotterstrecke zu dokumentieren:

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Schlagartig endet die Rollbahn. Kein Hinweis etwa in der Form: „Achtung! Frisch geschotterter Waldweg!“ weist jedoch auf die Gefahr einer unsanften Landung hin.

In den meisten Ländern ist das Fehlen einer solchen Warnung kein Problem. Selbst ein geübter Waldwegbenutzer in Deutschland käme unter normalen Umständen mit dieser Beschaffenheit der Fahrbahn zureckt. Aber schwer zu glauben ist so einen Wechsel nach der vorangegehenden Hochleistungspiste und der dadurch aufgebauten Erwartung. Ein in Deutschland sozialisierter Fahrer erwartet hier jedoch ein Warnschild. Ohne so eine Warnung kann er die Gefahr nicht erkennen, die ein geschotterter Waldweg mit sich bringen kann.

Der Radler, der gerade vom Rollfeld abgehoben hat, sollte jetzt besser in der Luft bleiben. Eine Landung ist nur für geübte Fahrer möglich. Eine Fahrpraxis von mindestens zwei Wochen wäre schon eine sinnvolle Voraussetzung. „Loser Rollsplitt – Sturzgefahr!“ So steht es auf mehreren dürftig am Wegrand platzierten, in Kunststoffolie geschützten, an Pfosten getackerten Warnhinweisen.

Wer Waldwege kennt, der weiß, dass diese ab und zu neu gerichtet werden müssen. Dabei kommt Splitt zum Einsatz. Eigentlich kein größeres Problem. Nach wenigen Wochen sind die Spurren festgefahren und können auch durch Radler problemlos genutzt werden. Der Weg durch den Wald ist ohne Schlaglöcher. Eben ist er aber leider weite Strecken jedoch nicht sondern mit einer typischen Wölbung in der Mitte und abfallenden Rändern.

Aus dem Wald ins Feld

Aus dem Wald raus geht’s zwischen Feldern und Wiesen auf Feldwegen weiter Richtung Dettingen. Schöne traditionelle, festgefahrene Rinnen, die sich mit normalen Fahrrädern gut befahren lassen. Weit weg von Lärm der Straße führen diese Wege durch eine herrliche Kulturlandschaft.

up and away

Bis Dettingen eröffnen sich bezaubernde Blicke.

Einschätzung

„Das ist doch kein Fahrradweg“ meint ein Rentner auf seinem E-Bike, der mich am Ende der Strecke eingeholt hat. „Uns ist gar nicht aufgefallen, dass sich Leute über den Weg aufregen“, antwortet mir ein Familienvater mit Frau und zwei Kindern im Grundschulalter, der mir auf der Strecke begegnet. „Es ist doch schön, dass es jetzt einen Weg von Dettingen nach Ofterdingen gibt, den man mit Fahrrädern befahren kann.“ Eine berufstätige Frau mit Wanderstöcken aus Dettingen hätte sich gewünscht, dass ein schneller Verbindungsweg direkt an der Autostraße entlang entstehen würde, auf dem man schnell von Dettingen nach Ofterdingen ins Gschäft radeln kann. Das ist auf diesem Weg nicht möglich.

Wohl wahr. Für jeden ist der Weg nicht das Ziel, für andere dieser nicht der Weg zum Ziel. Freizeitradler können auf den Wald- und Wiesenwegen gemütlich die Natur abseits vom Verkehr genießen. Aus deren Sicht hätte man auf die Teerpiste zu Beginn auch verzichten und dafür durchgängig die Piste mit einfacheren Mitteln befestigen können. Berufsradlern hingegen ist offensichtlich der Schutz vor Straßenlärm weniger wichtig als eine durchgehend geteerte und sichere Fahrradpiste.

Leider wurde hier kein Mittelweg gefunden. Weg von der Straße durch schöne Landschaft und dennoch so befestigt, dass alle Radler auf dem Weg durchgängig fahren können. Um dieses Ergebnis zu erreichen wäre keine durchgängig breite Teerpiste erforderlich gewesen. Schon eine Nachverdichtung durch entsprechende Fahrzeuge könnte hier einiges bewirken.

Ziemlich sicher wird eine regelmäßige Benutzung dazu beitragen, die Vorzüge dieser Strecke erheblich zu steigern.

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